MAXIMUS-Modellbau
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Skipjack 1:96 Version 2022

Warum wieder eine Skipjack und warum 1:96? Nun, das Modell von Revell ist an und für sich ein schönes Modell, nur hat es zwei Makel meiner Meinung nach:

1. Der Bausatz ist out of Production für unabsehbare Zeit

2. So manche Auslegung macht den Ausbau hier und da umständlich, da das Modell eigentlich ein Zwitter aus Standmodell mit dem Liebäugeln für den RC-Ausbau ist.

Also dachte ich mir, wieso nicht ein Modell entwickeln mit mindestens dem gleiche Anspruch an Details aber den Vorrichtungen für den bequemen Bau eines RC-Modells. Der Maßstab 1/96 lehnt sich an meine Alfa an. Beide Modelle ist reinrassige Jagd-U-Boote, die auf maximale Performance getrimmt waren. Damit hat man beide Interpretationen des gleichen Einsatzzwecks im Regal stehen. Weiterhin ist der Maßstab echt handlich, wodurch man auch in kleinen Gewässern fahren kann. Und wie sollte es auch anders sein, kommen etliche Neuerungen zum Einsatz, die ich kurz erläutern möchte:

-Das komplette Modell entsteht aus einem mechanisch beanspruchbaren Resinharz mit 1300-1700MPa E-Modul, Zugfestungkeit 60 MPa-das Schiff wird als Einhüllenboot ausgelegt

-Kritiken anderer Modellbauer werden berücksichtigt am Druckkörperdesign.

d.h. vor allem:

-deutlich weniger Bauteile für den Druckkörper

-außerordentlich robuste Bauweise, bei der alle elektrischen Komponenten und Servos frei zugänglich bleiben für Montage und Wartung

-verstärkter Bajonettverschluss

-robustes Servogestänge

-Kolbentank mit 350ml Fassungsvermögen, möglichst kompakten und leisen Getriebe

-Integration aller Leitungen in das Gehäuse des Druckkörpers

-sehr leichte Zerlegbarkeit des Druckkörpers in Module zum Austesten weiterführender Technik

-Auftrieb und Ballast verteilt/berechnet, dass keine Trichs wie Auftriebsschäume o.ä. verwendet werden müssen

-vorteilhafte netazentrische Höhe, folglich gute Stabilität des Bootes

Für das Material habe ich recht weit ausgeholt und gemeinsam mit der FH Zugversuche usw. durchgeführt, um den Druckkörper berechnen zu können. Damit hatte ich dann eine FEM-Simulation bemüht, um auch sicher zu gehen, dass alles passt. Verklebt wird das Ganze mit Sekundenkleber unterschiedlicher Viskositäten von Weicon. Das ist nichts Besonders, jedoch hat der Klebstoff den charmanten Effekt, dass Schleifbarkeit und Härte ähnlich dem Resin sind. Und man bekommt ein schönes Datenblatt online. Den Klebstoof hat z.B. der Architekturbedarf.de, toller Shop. Also kein Spachteln gepaart mit schnellem Baufortschritt.

Also fangen wir mal mit den ersten Bildern der Rumpfkomponenten an, die ich mir erstellte


 

Die Rumpfteile, so wie zu sehen, wurden ausreichend dimensioniert, da beim Einhüllenboot sonst ein Defekt bei Kollision o.ä. fatal wäre (so die Annahme). Dazu hatte ich die Gelegenheit diverse Resinmaterialien genauer zu untersuchen mittels Zugversuch nach DIN 527-1 bis 2. Dabei kam heraus, dass das E-Modul und die Zugfestigkeit erheblich von der UV-Nachbehandlung abhängig sind. Bei zu wenig Belichtung sind die Teile ziemlich elastisch, aber nicht wirklich zugfest (nur 30MPa). Je stärker die Belichtung, desto steifer und stabiler wird das Teil. Eigentlich logisch. Jedoch darf man es nicht übertreiben, dann wird alles so hart, dass es zwar auf Zug und Druck exzellent wirkt, es aber bei Biegung und zusammengesetzten Beansruchungen platzen würde. Letzten Endes wurden die Teile so belichtet, dass der Worst Case von 700MPa E-Modul eingehalten wird und die Zugfestigkeit bei 55 MPa liegt. Diese Daten wanderten anschließend in eine FEM-Analyse. Daraus ergab sich, dass das Boot bei der gewählten Wandung bei einer Tiefe von 50m noch einen Sicherheitsfaktor von 1,5 besitzt. Astronomisch, wenn man so will. Da das sich alles doch trocken und theoretisch anhört, hab ich mich mit meinen 90Kg mal flux auf eine Sektion gestellt... ...hält!!
Gut, eine Sorge weniger. Solche Umstände hätte ich mir nicht gemacht, wenn ich nicht zufällig gerade an einem ähnlichen Thema an der Hochschule forsche. Das reicht mir auch und ich muss das nicht nochmal machen. Aber so hat man seine Ruhe, wenn man das Modell im Einsatz hat ohne die Frage "Was ist, wenn es jetzt knallt?" Man könnte nun das Material deutlich reduzieren. Außer der Materialersparnis hätte man aber kaum Vorteile, da beim Einhüllenboot der Auftrieb nicht wirklich vom Gewicht der Wandung abhängt. Bei Freifluträumen wäre es anders und ich würde mich nochmal ranmachen. So kann man auch mal einen Steckschuss im Teichboden überstehen oder mit Vollgas aus Versehen den Beckenrand befühlen.
 

 

Es geht zu, wie im Sektionsbau auf der Werft. Zum Kleben werden die Teile nochmal pangeschliffen und dann trocken gefügt. Danach gebe ich Sekundenkleber entlang der Nähte hinzu. So eintsteht eine 2mm breite Naht. Dann kommt der Aktivator drauf und zuuup-ist alles fertig. Durch den Aktivator schrumpft der Klebstoff nicht. So spare ich gänzlich das Spachteln und kann mittels einem Metallklotz und 400er Nassschleifpapier die Nähte abarbeiten. Bedingt durch die 3D-Drucktechnik mit LCD-Display sind ganz schwach die Pixel an der Außenhaut zu ekennen. Das geschieht an Stellen, wo sich Kreisformen und Wolbungen tangential an das Pixelraster annähern. Wir reden dabei aber von Stufen im 40 Mikrometerbereich. Folglich kann man die durch ein Abschleifen des Rumpfes egalisieren. Eine Schcht Füller drauf und alles sollte fertig zum Lackieren sein. Der Turm wiederum entstand aus einem Stück. Wenn ich da an das Revellmodell denk, braucht man so keine Nähte kleben oder verschleifen. Der Turm wurde so im Bauraum ausgerichtet, dass die Pixelstrukturen kaum zu sehen sind. Egal ob mit oder ohne Schleifen: Die feinen Gravuren gehen dabei nicht verloren. Soweit bin ich mit dem Versuch sehr zufrieden.
 

 
Der Turm ist demontierbar gemacht worden mittels Magneten. Ein Bock hindert den Turm daran flügge zu werden unter Wasser und sperrt die Bewegungsrichtung (in Strömungsrichtung). Das hat den Vorteil, dass man den Turm bei Transport separat packen kann. Andererseits könnte man Ausfahrgeräte o.ä. einsetzen.
 

 

Das Modell bekam seine Anlenkungen in dem sehr engen Heckbereich. Dieser ist frei flutend. Die Achsen bestehen aus Messing Vierkantprofilen, wodurch die Ruderblätter verdrehsicher gelagert werden. Die Hebel wiederum besitzen eine viereckige Aussparung. So kann man von außen die Achsen in die Ruder und dann in die Hebel schieben. Ist alles an Ort und Stelle, werden die Schrauben angezogen und die Sache sitzt. einmal montiert, arbeitet das in meiner Alfa sehr zuverlässig. Allerdings wurde für das Material neues Resin verwendet mit einer besseren Elastizität.
 

 

 
Bei der Alfa ist es ähnlich schmal, dafür ist der Kegelwinkel des Hecks kleiner. Wie eine Eistüte an deren Spitze man von innen was machen möchte. Da hat sich über die Zeit auch eine Art Materialevolution eingestellt: Prototypen aus Alu gefräst, dann Teile aus Polyamid (SLS-Drucker) und zuletzt das Resin, mit dem man echt am besten fährt. Aber die Idee mit der Vierkantwelle hat sich sehr gut bewährt.
 
Zu sehen (unten) sind die ersten Teile des neuen Verschlusses. Dieser hat eine andere Geometrie, weit stärkere Wandungen und das neue Material mit 1700MPa E-Modul. Der Motor hat die 540er Größe und ist vollständig im Heck versenkt samt der Wellenkupplung. Die Antriebswelle wiederum wird bei MK Modellbau in Wernigerode gefertigt. Sie besteht aus Edelstahl mit einem Gewinde am Ende. Somit wird die Schiffsschraube nicht mehr verklebt, sondern geschraubt. Die Motoreinheit wird nur noch in das Heck gesteckt und mit zwei Inbusschrauben gesichert. Dadurch kann man ein Modell sehr leicht auf BL-Motoren umrüsten falls dies einmal nötig ist.

Durch die Lage im Heck ergeben sich mehrere Vorteile. Der Motor wird besser gekühlt, da er seine Wärme über das Resin direkt an das Außenschiff abgibt. Das Technikgerüst kommt nun ohne Gewindestangen aus als selbsttragende Modulbauweise. Das bedeutet, dass man das Heck samt Motor vom restlichen Schiff mit wenigen Handgriffen trennen kann. Zudem ist genügend Platz entstanden für die Spindel des Kolbentanks. Er wird, wie später zu sehen, vollständig in das cleane Design integriert.

Der Wellendichtring wird eingepresst. Er bleibt somit stets demontierbar. Die Stopfbuchsen wichen Faltenbalgen. Bisher wurden ausschließlich Stopfbuchsen genutzt. Mit der Lösung "Faltenbalg" ist zwar eine alte Lösung aufgegriffen worden, sie ist allerdings von jedermann zu verstehen. Vorteilhaft wirkt sich aus, dass die Drehbewegung der Servokurbel durch die Gummimanschetten geschluckt werden kann. Die Servos sind mit Kugelgelenken ausgestattet und wirken auf 2mm Messingdrähte. Dadurch gibt es kaum noch ein Verbiegen. Durch die Länge der Stangen mit rund 200mm wirkt sich der Sinusfehler der Hebel beim Drehen kaum noch auf die Stellgenauigkeit aus.
 

Der Druckkörper in neuer Form seit Dezember 2022:
Er gliedert sich in lediglich 3 Teile, die durch einen Kolbentank mit 350ml Fassungsvermögen verbunden sind. Die Teile stammen aus dem 3D-Druck. Das Fertigungsverfahren wurde dabei ausgereizt. 100% Infill, Wandungen bis 3mm, Metall inserts und ein Design, dass nahezu ohne Stützen auskommt.
Das wichtigste ist jedoch die Handhabe:
Zunächst setzt man den gesamten Druckkörper zusammen. Erst dann werden von außen die elektrischen Bauteile in ihre vorgesehenen Aussparungen gesteckt. Kabel werden in Schächten verlegt. Der Bug hat einen Platz, in dem der XT-60 Stecker versenkt wird. Alles in allem entsteht so ein cleanes Erscheinungsbild eines selbsttragenden Technikgerüsts ohne viel Geschraube. Apropos: Die Sektionen können leicht voneinander getrennt werden zur schnellen Wartung o.ä.

Da der Rumpf aus Resin ist, entfällt das lästige Spritzspachteln und Schleifen des Rumpfes. Ich persönlich schleife den Rumpf einmal mit 320er Korn nass ab. Danach kommt eine herkömmliche Grundierung auf das Boot. Im Anschluss erfolgt der Überzug mit dem Decklack und eine Lage Klarlack, um das Modell für die Decals vorzubereiten.

Für mein Bauprojekt habe ich noch externe Hilfe hinzugezogen und mir Ätzteile von Oto Gerza fertigen lassen für das Boot. Klar, die kamen erst nach der Lackierung an. Allerdings war eher ich dran Schuld, das nachträglich anbringen zu dürfen, da ich den Baufortschritt nicht abwarten wollte... Aber Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte.
 


Das Boot ist soweit fertig für die Ausfahrten. Die Skulpin hat noch eine Skipjack als Schwesternboot bekommen.

Bei Boot Nr. 2 sind alle Ausfahrgeräte mit angebaut, die ebenfalls mit Ätzteilen verfeinert wurden. Viel gibts dazu nicht zu sagen, außer, dass das Ganze wohl am Boot den größten Fahrwiederstand bilden wird.
 

Das Modell fährt einfach traumhaft. Sie ist ausgesprochen schnell. Das war ja auch zu erwarten. Aber anders als bei der Alfa hat sie keine Dämpfungsflächen am Seitenruder, was man sehr spürt. D.h., dass das Boot bei äußerster Kraft sehr sehr sensibel auf das Ruder reagiert. wenn man da eine zu heftige Eingabe macht, rollte das Boot sofort 40-50 Grad in die Kurve und das Modell schlägt einen Haken nahezu auf der Stelle.Wenn man das aber weiß und sanft steuert, ist das Boot ein Träumchen. Schön kompakt und absolut folgsam unter Wasser.